Wie heute fast überall in Deutschland wird auch im Ruhrgebiet im Alltag eine regionale Umgangssprache gesprochen. Sie ist vor über 100 Jahren entstanden, als man die alten Dialekte zugunsten des Hochdeutschen aufgab.

Die Dialekte (das westfälische und das niederrheinische Platt) haben viele Spuren hinterlassen. Wer sich intensiver mit dem Ruhrdeutschen beschäftigt, braucht demnach auch Kenntnisse der Sprachgeschichte dieser Region.

Dialektgebiete werden meist aufgrund einzelner sprachlicher Unterschiede abgegrenzt. Für Nordrhein-Westfalen ist die sog. "Benrather Linie" wichtig, die so heißt, weil sie bei Düsseldorf-Benrath an den Rhein stößt (siehe Karte 1). Sie grenzt nördliches "maken" von südlichem "machen" ab. Die "Uerdinger "Linie", die bei Krefeld-Uerdingen" den Rhein erreicht, trennt nördliches "ik" von südlichem "ich".

Insgesamt ergeben sich dann die Gebiete, die auf Karte 2 zu sehen sind.

Karte 1

Quelle: G. Cornelissen, Kleine Sprachgeschichte von Nordrhein Westfalen. Köln 2015. S. 25.

Karte 2

Quelle: G. Cornelissen, Kleine Sprachgeschichte von Nordrhein Westfalen. Köln 2015. S. 74.


Das Ruhrgebiet liegt weitgehend nördlich der "Uerdinger Linie" (auf Karte 3 ist es die rote Linie unten links). Durch die sog. "Westfälisch-niederfränkische Dialektscheide" (die mittlere rote Linie) wird das Gebiet in einen niederrheinischen (niederfränkischen) und einen westfälischen Bereich geteilt. Hier ist ein Merkmal aus der Formenbildung das Kriterium (sog. "Einheitsplural" im Westfälischen bei der Bildung des Plural Präsens). Östlich davon ist auf der Karte noch die "Westfälische Linie" zu erkennen (die dritte rote Linie). Sie markiert die Grenze der sog. "Westfälischen Brechung", d.h. des ungewöhnlichen Phänomens, dass in weiten Teilen Westfalens anstelle eines kurzen Vokals ein kurzer Diphthong erscheint (bzw. früher erschien) . In der Umgangssprache hat das keine Spuren hinterlassen. Die Bezeichnung ist ein wenig irreführend, denn auch das Gebiet des früheren Reichsstifts Essen gehört zum Westfälischen.

Karte 3

Quelle: H. Hellberg, Studien zur Dialektgeographie im Ruhrgebiet und im Vest Recklinghausen. Marburg 1936.


Auch der Wortschatz des Ruhrdeutschen weist viele regionale bzw. lokale Unterschiede auf. Das zeigt Karte 4 aus dem wunderbaren "Atlas zur deutschen Alltagssprache" sehr schön, wo es um die Ausdrücke für "nicht wahr?" geht. "wol" ist nur im östlichen Teil zu hören, aber nicht nur da, sondern auch in weiten Teilen südlich und südöstlich des Ruhrgebiets.

Karte 4

Quelle: Atlas zur deutschen Alltagssprache: http://www.atlas-alltagssprache.de/runde-2/f19a-b/


Viele Menschen des Ruhrgebiets haben Lieblingswörter. Manche mögen "stickum". Das Wort stammt wie viele andere aus dem Jiddischen und bedeutet so viel wie "heimlich", "im Verborgenen". "Dat is n ganz Stickumen!" kann je nach Situation Lob oder Tadel sein.

Karte 5

Quelle: Atlas zur deutschen Alltagssprache: http://www.atlas-alltagssprache.de/stiekum/