Wie alle Ballungsräume in Europa ist auch das Ruhrgebiet durch Mehrsprachigkeit gekennzeichnet. In der "Forschungsbibliothek 'Sprachlandschaft Ruhrgebiet'" soll es aber weniger um diese Mehrsprachigkeit gehen als um die traditionell hier verwendeten Sprachformen. Im Zentrum steht die Umgangsprache, darüber hinaus sollen aber auch das alte Platt sowie die große Vielfalt der ruhrspezifischen Namenwelt Beachtung finden.
Die Umgangssprache des Ruhrgebiets (auch Ruhrgebietsdeutsch, Ruhrdeutsch, Regionalsprache Ruhrgebiet oder auch Regiolekt genannt) ist nach dem Berlinischen und dem Sächsischen als dritte große Umgangssprache entstanden, und zwar vor und nach der Wende zum 20. Jahrhundert. Das alte Platt wurde, oft von heute auf morgen, aufgegeben. Man wollte Hochdeutsch sprechen. Dass dabei viele Elemente aus dem Plattdeutschen übernommen wurden, ist nur zu verständlich, gab es doch noch keine medialen Vorbilder, an denen man sich hätte orientieren können.
Heute sind die meisten Ruhrgebietler zweisprachig, d.h. sie beherrschen das Hochdeutsche und den Regiolekt. Dessen Gebrauch erfüllt wichtige soziale Funktionen: Man signalisiert seinem Gegenüber, dass man in einem Boot sitzt. (Mit "Pott" funktioniert das Bild leider nicht.)
Das Ruhrgebiet kennt auch eine spezifische Namenlandschaft. Man denke etwa an die Vielfalt der Zechennamen, die heute oft auch Namen von Kultureinrichtungen sind. Man denke an die vielen polnischsprachigen Familiennamen, die oft eingedeutscht worden sind (aus "Maciejewski" wurde "Matthöfer"). Man denke an die Straßennamen, die oft aus dem Plattdeutschen stammen ("Am Neggenborn" bedeutet z.B. "Am Neuen Brunnen"). Auch die Namenwelt des Ruhrgebiets soll in der "forschbib" angemessen berücksichtigt werden.